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Wer hat
was gespielt?
Instruments being played by:
Elke Rogge: Renaissance-Blockflöten,
Gemshorn, Krummhörner, Baßdulcian, Bretonischer Dudelsack (Veuze), Deutscher
Dudelsack (Dudey), Drehleier, Gesang.
Martina Sirtl: Krummhörner, Gemshorn, Hackbrett,
Drehleier, Synthesizer, Gesang
Hartwig Büsemeyer: Renaissance-Blockflöten, Gemshorn,
Krummhörner, Cornamuse,Schalmei, Chalumeau, Bretonischer Dudelsack (Veuze),
Flämischer Dudelsack (Pijpzak), Gitarre, Gesang.
Gert Dannemann: Diatonische Ziehharmonika, Drehleier,
Gitarre, Mandola, Mandoline, Schlagwerk, Gesang.
Willi Schühle: Cister, Konzertgitarre, Schlagwerk,
Gesang.
Als Gäste wirkten mit: - Guests:
Martin Bretting: Geige - Rolf Janssen und Dieter Rurländer: Gesang
Texte aus
der Beilage zur LP “Guten Abend Spielmann”
Beim Blättern in einem Telefonbuch
einer deutschen Großstadt kann man auf folgende Namen stoßen: Lautenschlager,
Pfeiffer, Fiedler, Irrgang, Narr, Schickedanz (Schick den Tanz). Diese Leute
haben mit ziemlicher Sicherheit einen Spielmann unter ihren Vorfahren.
Auf dem Reichstag von Regensburg 1471 erhalten die “hoffgab.. des kaysers 5
gulden, pfeyffer 10 gulden, luttenslaher 1 gulden, fideller mit einem
tremelscheytt (Trumscheit) 1 gulden”.
Weitere Spielleute des 13. und 14. Jahrhunderts hießen Springinsleben,
Tambuyryn, Froschmul, Maiplud, Narrensnabel, Fidelbogen. Diese Namen waren
vom Publikum erfundene Spott- und Kosenamen, viele hatten sich die fahrenden
Musiker selbst zugelegt. Sie waren Reklame für die Art ihres Auftritts oder
für das Instrument, das sie spielten. Namen wie Nimmerselig, Schandundhaß,
Irrgang, Tewfl lassen etwas von ihrer sozialen Stellung erahnen.
Waren die Spielleute auf der einen Seite unentbehrliche Unterhalter in allen
Schichten des Volkes, so gehörten sie doch nach dem geistlichen und
weltlichen Recht zu den “unehrlichen Leuten”. Die mittelalterliche Kirche sah
in den fahrenden Musikern die Träger des überwunden geglaubten Heidentums.
Noch Jahrhunderte nach Einführung des Christentums waren die Spielleute die
Ordner und Vorsänger bei heidnischen Festbräuchen, Fruchtbarkeitsriten, bei
Tanz und Mummenschanz.
“Die pfiffer und die luthensleher sint des tufels mesener” tobt ein Prediger.
Die Spielleute waren vom kirchlichen Leben ausgeschlossen, man gewährte ihnen
weder Taufe, Abendmahl noch ein kirchliches Begräbnis und erklärte ihre Ehe
für gesetzlos.
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“Tanzende Bauernpaare”, Holzschnittfries von Hans Sebald Beham, 1546
Die Vertreter des weltlichen Rechts, Könige, Adel, Stadtparlamente urteilten
im Sinne der alles beherrschnden Kirche. Da der Spielmann weder seßhaft noch
wehrhaft war, konnte er weder die Rechte eines freien Mannes in Anspruch
nehmen noch zu dessen Pflichten herangezogen werden, und damit stand er
außerhalb der durch die Ständehierarchie geprägten Gesellschaft.Nach dem
Recht des Sachsen- und des Schwabenspiegels hatte er nur den Schatten der
Ehre, weshalb er nur den Schatten seines Schädigers an der Wand schlagen
durfte oder überhaupt keine Klage gegen offenes Unrecht erheben konnte.
Bei derart bedrückenden Lebensumständen war es unvermeidlich, daß die
Spielleute einen sozialen Aufstieg anstrebten. Wenn es ihnen gelang, im
Dienste eines Fürsten zu reisen, war das ein erster Schritt, “ehrlich” zu
werden. Sie führten das “Instrument”, ein Beglaubigungsschreiben mit sich,
das sie dann als “Herzog Ludwigs Pfeiffer” vor Übergriffen schützte, blieben
aber weiterhin Fahrende. Andere gaben ihr Umherziehen ganz auf. Sie wurden
seßhafte Türmer und Stadtpfeifer in den Städten und erlangten nach und nach
die bürgerlichen Rechte.
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“Tanzende Bauernpaare”, Holzschnittfries von Hans Sebald Beham, 1546
Die Spielleute meist ländlicher Gebiete organisierten sich in Bruderschaften
und Zünften. Sie waren noch Fahrende, durften ihren Beruf aber nur in einer
begrenzten Gegend ausüben. Dafür besaßen sie dort das absolute Privileg der
Musikausübung. Nichtorganisierte “Schwarzarbeiter” riskierten eine Geldstrafe
oder den Einzug des Instrumentes, erwischte man sie beim “heimlichen
Aufwarten”. Um sich mit der Kirche auszusöhnen, wählten die zünftigen
Spielleute Heilige als Schutzpatrone, gründeten eigene Herbergen und
Spitäler. Einflußreiche Persönlichkeiten übernahmen die Schirmherrschaft ,
wie etwadie Herren von Rappoltstein für das elsässische “Kunigreich varender
lute”. Sie setzten durch, daß man den Spielleuten “ir kirchliche Rechte und
das heylige sacrament” bewilligte “wie anderen kristenluten auch”. Die
Verwaltung, Rechtsprechung und Überwachung der Statuten lag in den Händen
eines Pfeiferkönigs, den man auf dem Pfeifertag in sein Amt wählte.
Stadtpfeifer und zünftig organisierte Spielleute konnten sich solange
behaupten, wie ihnen das Privileg der Musikausübung sicher war. Seit dem 17.
Jahrhundert kam es zu Auflösungserscheinungen. Die Konkurrenz durch
Laienmusiker, bürgerliche Musikliebhaber und reisende Virtuosen wurde immer
erdrückender. Der Zeitgeschmack des 18. Jahrhunderts verlangte nach Spezialisten
auf einem Instrument, während der Typ des vielseitigen, aber eher behäbig
wirkenden Stadtpfeifers langsam aus der Mode kam.
Die französische Revolution brachte die Abschaffung der Zünfte als Anhängsel
des Absolutismus. Preußen folgte dem Beispiel 1810. Die Musiker mußten sich
nun an den Möglichkeiten der Gewerbefreiheit und des freien Wettbewerbs
orientieren.
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Titelholzschnitt von R. Schlitzoc zur 1. Ausgabe von L. Phries:
“Traktat der Wildbäder”; Straßburg, 1519
Von den traditionellen Instrumenten
der Spielleute sind eigentlich nur die Blockflöten in unsere Zeit
hinübergerettet worden. Drehleier und Dudelsack, Krummhörner, Schalmei usw.
mußten im Laufe der Jahrhunderte einem veränderten Zeitgeschmack und
technisch besseren Instrumneten weichen. Anhand einer großen Anzahl von
figürlichen Darstellungen in alten Kirchen, Holzschnitten und Stichen des
Mittelalters und in der Renaissance und von einzelnen in Museen aufbewahrten
Exemplaren ist es jedoch möglich, diese Instrumente nachzubauen.
Von der Musik der Spielleute ist wenig bekannt. Es war Gebrauchsmusik, die
mündlich überliefert wurde und mehr in den Köpfen und Beinen, in den Schenken
und auf den Plätzen existierte und deshalb selten aufgeschrieben wurde. Das
Wirken der Spielleute hat sich aber stark in der Volksmusik niedergeschlagen.
Einige Stücke auf dieser Schallplatte sind Kompositionen von Musikern des 16.
Jahrhunderts, die längst “ehrlich” waren. Diese “Hits” ihrer Zeit wurden
natürlich von den Spielleuten übernommen, und gerade durch sie erfuhren diese
Stücke erst ihre weite Verbreitung und Beliebtheit.
Die Instrumentierung und ihre Ausführung waren oftmals von den damaligen
Komponisten und Arrangeuren nicht vorgeschrieben, das gab den Musikanten die
ausdrückliche Freiheit, die Stücke mit den ihnen zur Verfügung stehenden
Instrumenten nach Lust und Laune zu spielen.
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“Tanzendes Bauernpaar”, Holzschnittfries von Hans Sebald Beham, 1546
Auch wir, die “SPIELLEUT”, verfahren nach dieser guten Tradition. Wir
arrangieren und spielen die Stücke nach unserem Können und Geschmack, wobei
wir auf Nachbauten der historischen Instrumente musizieren. Bei regelmäßigen
Begegnungen mit Musikern anderer Länder, etwa Franzosen und Flamen, die zum
Teil noch eine ungebrochene Volksmusiktradition haben, lernen wir neue Stücke
kennen und übernehmen sie. Dieser musikalische Dialog, der keine
geographischen Grenzen kennt, ist uns besonders ans Herz gewachsen, denn er
bietet die Möglichkeit, mit Musikanten anderer Länder gemeinsam zu musizieren
und neue Einflüsse aufzunehmen.
In der mit elektronischen Popklängen übersättigten heutigen Gesellschaft, in
der alles technisch machbar erscheint, reizt uns die Auseinandersetzung mit
dem natürlichen Klangbild alter Instrumente und mit der alten Musik. Wie die
historischen Spielleute fühlen wir uns bei der Auswahl der Instrumente
jedoch frei und haben auch neuere Instrumente wie Gitarre, Ziehharmonika oder
Concertina dort in unsere Arrangements übernommen, wo wir sie als passend
empfinden.
Im Gegensatz zu den Spielleuten der Vergangenheit, die mit der Musik ihren
Lebensunterhalt bestreiten mußten, gehen wir alle einem Beruf nach und machen
diese Musik aus Spaß an der Freud.
SPIELLEUT, im April 1986
Noten und
Beschreibungen
Dieser Jig ist nach William Kemp benannt, einem der bekanntesten
Elisabethanischen Komödienschauspieler.
Die Melodie war im damaligen England so beliebt, daß sie lange Zeit die
“Hitliste” anführte. Auch heute noch ist der Jig fester Bestandteil der
Tanzmusik der britischen Inseln. Er ist fast immer im 6/8 Takt geschrieben;
unser sehr frühes Beispiel eines Jig steht jedoch in geradem Takt.
Besetzung: Cister, Hackbrett,
Mandoline, Konzertgitarre, Sopranflöte, Baßkrummhorn.
“Der König und sein Page”. Dieses
alte provencalische Lied erzählt die Geschichte eines Königssohnes, der mit
Hilfe seines Pagen eine junge Schäferin verführt. Es wurde wegen seiner getragenen
Melodie als Wiegenlied gesungen. Wir spielen es jedoch instrumental.
Besetzung: Sopran-, Alt-,
Tenorgemshorn, geschlagene Cister, Tamburin, Trommel.
Georg Forster (1514 - 1568) war Arzt und Musikliebhaber in Nürnberg. Dieses
Lied findet sich in seiner fünfbändigen Liedersammlung “Ein Aufzug guter
alter und neuer teutscher Liedlein”. Es zählt zu den wenigen deutschen
Volksliedern, in denen die Frau nicht als einfältig und dumm dargestellt
wird, sondern sich gegen ihren Mann behauptet.
Besetzung: Sopran-, Alt-,
Baßkrummhorn, Trommel, Schellentamburin, Zymbel, Gesang.
Tielman Susato, der Musikarrangeur und Verleger in Antwerpen war, gab diesen
Tanz als vierstimmigen Satz in der Sammlung “Danserye” 1551 heraus. Die
Melodie ist nach einem kleinen Ort Hoboeken nicht weit von Antwerpen benannt.
Besetzung: Sopran-. Alt-, Tenor-,
Baßkrummhorn, Sopranschalmei, Baßdulcian, Trommeln, Zymbel.
Von einem Musikantentreffen im Hunsrück, zu dem hauptsächlich
Bordunmusikanten aus vielen Ländern kommen , brachten wir diesen Schottisch
mit nach Hause. Da niemand den Titel kannte, tauften wir ihn “Feuerbächer
Schottisch” nach Feuerbach, einem Stadtteil Stuttgarts, in dem Martina
wohnt(e).
Der Schottisch, der um 1830-40 in
Stadt und Land überaus beliebt war, hat sich wahrscheinlich aus dem
wesentlich älteren deutschen Volkstanz, dem Hopser, entwickelt. Seinen Namen
erhielt er von der Ecossaise (franz. für Schottisch), einem Kontertanz. In
der Stadt wurde der Schottisch ab 1842 von der schnelleren Polka verdrängt,
er blieb jedoch auf dem Land hier und da bis in unser Jahrhundert erhalten.
Der Schottisch ist eng verwandt mit dem Rheinländer, einem Tanz, den viele
Leute heute noch kennen.
Besetzung: Dudey, Chalumeau,
Hackbrett, Konzertgitarre, Zieharmonika, Pijpzak, Drehleier, Baßdulzian.
Diese Bourrée im 2/4 Takt haben wir in St. Chartier aufgeschnappt, wo das
größte Treffen für Drehleier- und Dudelsackspieler in Mitteleuropa
stattfindet.
Da uns niemand sagen konnte, wie sie heißt, gaben wir ihr den Namen
Äbiere-Pourée.
Die Bourrée ist ein in Frankreich äußerst beliebter Volkstanz im geraden oder
ungeraden Takt. Einer Reihe Jungen steht eine Reihe Mädchen gegenüber. Die
einzelnen Paare in der Reihe tanzen aufeinander zu und wieder zurück. Danach
wechseln sie mit einer Drehung ihre Positionen. Das sind die Grundschritte
der Bourrée. Man kennt darüber hinaus eine Vielzahl landschaftlich
verschiedener Figuren.
Besetzung: Cister, Mandola, 2
Drehleiern, Gitarre.
Bei einem ländlichen Fest fehlt die Musik. Man schickt jemand los, um den
Spielmann zu holen. Der stellt sich auf ein Faß und spielt den Leuten mit
seinem Dudelsack auf.
Besetzung: Cister, Trommel,
Drehleier, Veuze, Baßdulcian, Gesang: Spielleut und Rolf Janssen.
Den alten Markt- und Pesttanz für 2 Pfeifer soll um 1651 der Stadtpfarrer
Konrad Frey eingeführt haben, um nach der Pestzeit und dem 30-jährigen Krieg
wieder Frohsinn zu stiften. Die Spielleute, die zu Krisenzeiten nicht spielen
durften, ziehen das erste Mal wieder mit Musik durch die Stadt. Der getragene
Rhythmus und die Geräuschinstrumente erinnern noch an die Schrecken der
gerade überstandenen Zeit.
Besetzung: Tenor-, Baß-,
Großbaßkrummhorn, 2 Drehleiern, Trommel, Schellen, Rätsche.
Seite 2 der LP
Jaques Moderne war Kapellmeister an der Kirche Notre-Dame zu Lyon. Als
Musikverleger publizierte er unter dem Titel “Musique de Joye” seine
Tanzmelodien.
Der Branle ist ein nach Zeit und Gegend vielgestaltiger französischer Tanz,
der sich im 16. Jahrhundert entwickelt hat. Er ist ein mit Gesang und Spiel
begleiteter Reihentanz, der auch in Deutschland sehr beliebt war. Der Branle
de Bourgogne ist eine Sonderform dieses Tanzes und kam ursprünglich aus
Burgund. Noch heute wird der Branle als Volkstanz in Frankreich getanzt.
Besetzung: Geschlagene Cister, 2
Drehleiern, Altcornamuse, Baßkrummhorn, Sopranflöte, Sopraninoflöte,
Schellentamburin, Trommel.
Johannes de Gruytters (geb. 1709) war Organist, Geiger und Glockenspieler der
Stadt und Kathedrale von Antwerpen.
Das Menuett ist ein höfischer Tanz der Barockzeit im Tripeltakt, der später
auch Eingang in die klassische Musik fand.
Besetzung: Hackbrett, Cister,
Sopranino-, Sopran-, Altflöte, Zieharmonika, Baßkrummhorn, Konzertgitarre.
Was soll Anne-Marie-Katrien mit der Kuh machen? Melken, Reisbrei kochen und
gut umrühren. Als Löffel soll sie einen Kuhschwanz nehmen. Aber das sind doch
Haare dran! - Macht nichts, es ist doch nur Bauernfraß.
Dieses flämische Kinderlied entspricht den bei uns bekannten Scherzliedern
wie z. B. “Ein Loch ist imEimer”.
Besetzung: A capella, Spielleut
und Rolf Janssen.
Dieser Tanz ist eine der vielen Varianten der Bourrée. Zwei Paare tanzen
imViereck zusammen und führen abwechselnd über Kreuz Figuren aus.
Besetzung: Cister,
Gitarre,Drehleier, Chalumeau, Sopranflöte, zwei Veuzes.
In der “Orchésographie” des Thoinot Arbeau (1519 - 1595) wird das Tanzen,
Fechten, Trommeln und Pfeifen in Form eines Dialoges mit einer Art Tabulator
gelehrt. Das Werk ist eine wichtige Quelle für die Geschichte der Tänze, da
alle damals bekannten Tänze mit Zeichnungen der einzelnen Schrittfolgen und
Figuren erklärt werden.
Einige Branles sind nach Tieren benannt wie z. B. “branle du rat”
(Rattenbranle), “branle des crapauds” (Krötenbranle). In dem “branle des
chevaux” (Pferdebranle) imitieren die Tänzer das Stampfen der Pferde.
Besetzung: Cister, Drehleier,
Hackbrett, Sopraninoflöte, Pijpzak, Geige, Altgemshorn, Klangholz, Darbouka.
2.
Auf daß der Strolch hat, wo er pennt,
schuf Gott den Dreck, das Firmament
und die Kartoffelmiete. -
Er schuf die Wanzen auch für wen?
für die, die auf die Walze gehn!
Lobet, lobet den Herrn in seiner Güte!
3.
Der Baum, der voller Äpfel ragt,
die Brüste einer drallen Magd
mit kindlichem Gemüte.
Das alles reift für wen? Für wen?
Für die, die auf die Walze gehn!
Lobet, lobet den Herrn in seiner Güte!
4.
Doch die Fabrik und die Kanzlein,
das Ehenest, das man darein
ihm neue Seel’n ausbrüte.
Hat Gottes Rat bestimmt für den,
der nicht wollt auf die Walze gehn!
Lobet, lobet den Herrn in seiner Güte!
5.
So führen aller Wege frei,
an Wohlstandsnöten uns vorbei,
- davor uns Gott behüte! -
Zur Gleichheit, der Ihr nicht entgeht.
Denn seht: Der Tod ist ein Prolet.
Lobet, lobet den Herrn in seiner Güte!
Walter
Mehring, Freund und Zeitgenosse Kurt Tucholskys, entkam nur knapp dem
Hitlerfaschismus über die Schweiz und französische Internierungslager in die
USA, von wo er später nach Europa zurückkehrte. Er versammelte in seinem “Ketzenbrevier”
und in anderen Schriften beißende Satiren auf die Bourgeoisie. Eines
“Strolches Trostlied” entstand 1924. Wolfram Kunkel ist Schauspieler und hat
einige Lieder Mehrings vertont. - Wir lernten ihn kennen und schätzen auf
einigen Musikantentreffen in Eveshausen im Hunsrück.
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